Samstag, 21. Juni 2008

Ulan Bator – Irkutsk, Zug Nr. 5

Aufenthaltszeit Abfahrt
Ulan-Bator 13:50 Uhr
Zuncharaa 15 min 17:05
Salchut 20 min 18:35
Darchan 5 min 19:20
Suchbataar 1:15 h 22:05

Dozornuy 25 min 23:03
Naushki 3:47 h 3:01
Dschuga 2 min 3:47
Ulan-Ude 30 min 7:40
Sludjanka 3 min 2:26
Irkutsk 25 min 14:56


Transsib – das letzte Abenteuer, was man sich noch geben muss: Der Fischer ist schwer begeistert von unseren 2 Zugbegleiterinnen, die uns von Ulan-Bator nach Irkutsk begleiten. Er hat sich vorgenommen, ihnen Freundlichkeit beizubringen, schafft es aber nicht ganz waehrend der 25-stuendigen Fahrt. Als wir in Wagen Nr. 10 einsteigen (wir fahren diesmal 2. Klasse, aber Aimee hat ein vollwertiges Ticket) ist unser Abteil bereits mit einem Karton Wurst (mongolische Salami) belegt, die einen eindringlichen Knoblauchduft verbreitet. Diesen Karton stellt der Fischer erst mal auf den Gang und gibt klare Anweisung, dass zu uns ins Abteil nur reinkommt, wer dafür ein Billet hat!! Als er die untere Sitzbank anhebt und die dort befindliche Matte, die als Schlafunterlage auf die oberen beiden Betten gehört auspackt, stinkt es noch mehr. Dieser Gestank hat mich verdammt an die Umkleideräume im PA-Unterricht (wer den mit mir hatte, weiß wovon ich rede) im Kuhstall, bzw. Schweinestall erinnert. Also nix wie wieder rein in die Kiste mit der Matte. Schlafen kann man auch auf dem Bettlaken! Anfangs ging auch das Fenster nicht auf und unsere Matkas meinten, wir sollten noch 10-20 Minuten auf den Mechaniker warten. Der Dreikantschluessel, den wir ihnen abgeschwatzt hatten, half auch nix. Und das bei dem Gestank!! Schlussendlich sind wir auf die Idee gekommen, den Schraubendreher meines Taschenmessers zu nehmen und die zwei untersten Schauben am Fensterbrett zu loesen – das half! Das Fenster blieb auch die ganze Zeit offen. Draussen zogen Steppenlandschaft und zunehmend auch Fluesse mit gruenen Wiesen, Baeume und bluehende Blumen vorbei und Fischis Heuschnupfen kehrte mit aller Macht zurueck. Hatte er mir in der Jurte noch was von Sommergrippe und kalten Fuessen erzaehlt, lag die Diagnose eindeutig auf der Hand, als er sich schier die Seele rausnieste! Europas Fruehling laesst gruessen. Die Fahrt durch die Steppe und Wueste der Mongolei war wenig aufregend. Wir spielten Karten mit Aimee oder unterhielten uns mit den 2 Belgiern im Nebenabteil, die wirklich low budget reisten und einiges erlebt hatten auf ihrer Reise durch China und bis nach U.-B. In den Gaengen der Waggons und in den Abteilen bluehte der Handel mit Salamis, Klamotten etc. Sogar unsere Matka kam mit blauen Handtuechern vorbei und wollte uns eins aufschwatzen. Wir lehnten dankend ab, was uns in ihrer Gunst bestimmt nicht hoeher brachte. Ausserdem gab es diesmal wieder Gratis-Bettwaesche mit Handtuch dabei. Zudem befand sich an den Billets ein Tallon fuer Essen. Wie guenstig, denn dieser Zug hatte keinen Speisewagen dran und dauerhaft Instantnoodles geht gar nicht. Es gab ein Picknickpacket mit einer 0.5l Flasche Wasser, einem Sandwich und einem Stueck Kuchen pro Tallon. Uns wurden nur 2 ins Abteil gelegt, ich wusste aber, dass ich 3 Tallons abgegeben hatte – schliesslich besass Aimee eine vollwertige Zugkarte! Die Matka diskutierte zwar erst einmal mit mir, vonwegen Kinder bekommen nix ... hat aber dann nach Sichtung der Billets schwermuetig doch noch einen Beutel rausgerueckt. Schon allein das Wasser war es wert, sich mit ihr anzulegen! Gegen 21:00 Uhr erreichten wir Suchbatar, die mongolische Grenze. Wir standen auf einem Gleis ohne Bahnsteig. Der Zug wurde abgeriegelt. Draussen, quasi eine Schiene weiter auf dem Bahnsteig standen Soldaten und bewachten unsere Eingaenge. Fischi beobachtete, wie die Soldaten jeweils salutierten, wenn die Grenzbeamtendelegation vorbeilief und was sich zwischen Bahnsteig und Zug fuer ein reger Waren- und Geldaustausch entspann. Da warteten Leute mit Tueten hinter dem Soldaten bis der sich (wohlwissend) abwandte, um dann hinter seinem Ruecken die Ware in den Zug zu bringen. Ganz zu schweigen von der Hektik, die im Zug entstand und wo sich noch schnell Leute fluechteten. Ein hervorragendes Abendkino, was sich in den knapp 2h vor unserem Fenster bot. Irgendwann hatten wohl 2 Leute von hinter dem Soldaten noch eine Bestellung unserer Matkas aufgenommen und rannten ins Bahnhofsgebaeude, um kurz darauf mit einer neuen Plastiktuete zu erscheinen, die hinter des Soldaten Ruecken in den Zug marschierte. Der Soldat bekam dann auch noch eine halbe Schachtel Zigaretten zugesteckt – na so hatte wenigstens jeder was von der Handelei!

Auf dem Bahnhof in Irkutsk erwartete uns Dennis (seinen richtigen russischen Naem wollte er nicht preis geben) mit einem weniger liebevoll ausgedruckten Schild wie in U.B. Es war alles etwas hektisch und ich konnte seinen Ausfuehrungen in englisch erst nicht recht folgen. Er drueckte mir Plaene in die Hand, einen von Irkutsk und einen von Listwjianka ... von Olchon war leider nix dabei. Dann erklaerte er mir, wo wir an unserem letzen Tag in Irkutsk schlafen und malte in dem Irkutsker Stadtplan noch allerlei Kringel, um den Kirow-Platz, das Museum, Internetcafes, den Bahnhof, den Weg nach Olchon und den zum Flughafen. Dann schrieb er mir einen Zettel auf russisch fuer den Taxifahrer mit der Adresse unserer Elena (na das brachte ich grade noch selber zustande). Er frug, ob wir aus Ost oder Westdeutschland seien und dann gab’s nicht mehr viel zu sagen. Dann drueckte er mir 400 Rubel in die Hand fuer das Taxi am letzten Tag. Ich war echt ein bisschen verloren?? Er erklaerte dann, dass die Marschrutkas (Sammeltaxis) von Olchon entweder am Busbahnhof oder sonst irgendwo in der Stadt halten und wir von da aus uns ein Taxi nehmen sollten, was uns fuer den Betrag durch die ganze Stadt bringt. Dann frug er nach der Registrierung, die noch einmal 400 Rubel pro Pass kostete (deshalb ist Aimee auch bei Papa im Pass!!) und ich gab ihm die mir soeben ausgehaendigten 400 plus weitere 400 Rubel zurueck. Wir fuhren dann zu Elena, um unsere Bleibe fuer die letzte Nacht kennenzulernen und Fischi spekulierte schon schwer auf einen Kaffe mit Keksen bei Elena. Weit gefehlt. Elena sprach auch englisch und drueckte uns distanziert vor ihrem Haus in einem Hinterhof die Hand. Von aussen sah das Quartier wenig vertrauenserweckend aus. Daneben war ein reinster Lotterhof. Na ja, aber das wuerde uns ja erst in der letzten Nacht ereilen! Dann fuhren wir in unserem Minibus wieder zum Kirow-Platz, wo Dennis (dieser Name fuer einen Russen macht mich schwachsinnig!) mit seinem Toyota schon parkte und im Hotel Angara gerade unsere Registrierung vornahm. Wenigstens hiess unser Fahrer Juri. Wir haben dann die kleine Pause genutzt, um uns ein Maroschenoje – ein leckeres russisches Eis zu goennen. An dem Tank mit Kwas sind wir vorerst vorbei gegangen, wobei Fischi meinte, dass muesse er unbedingt auch noch probieren (erst bei der Stutenmilch die Memme spielen und jetzt hier dieses Russengesoeff trinken wollen!) Wir gingen noch in die Apotheke am Hotel und versuchten, ob wir Fischis Asthmaspray, das wegen des wiedergekehrten Heuschnupfens zur Neige gegangen war, ersetzen konnten. Die Dame brachte uns gleich 3 Ersatzmittel zum Ratiopharm-Salbutamol, ein russisches, ein tschechisches und ein polnisches. Preislich um die 2-4 Euro. Fischi entschied sich fuer das tschechische. In Dtl. zahlt er fuer das Ratiopharmteil allein Rezept¬gebuehr 8,- EUR. Na das war doch mal ein Schnapper! Als wir zum Bus zurueck kamen, hatte Dennis unsere Paesse schon fertig und verabschiedete sich von uns. Der Fahrer brachte uns nach Listwjanka, ca. 30 km suedlich von Irkutsk am Baikalsee. Es war schon gg. 18:00 als wir an der ’Chalet’, wie die Russen das Ferienhaus nannten, ankamen. Eine Horde Neuseelaender sass auf der Veranda und trank Bier bzw. Mixgetraenke mit Wodka. Es dauerte noch 30 min, bis wir unser Zimmer beziehen konnten (da frage ich mich, was die den ganzen Tag gemacht haben, wenn um diese Zeit das Zimmer noch nicht fertig ist!). Immerhin gab es Kaffe und Kekse und fuer mich und Aimee eine Flasche Wasser. Das Zimmer war geraeumig, hatte ein eigenes Bad mit Toilette und Wannendusche und 2 ca. 1,20m breite Betten. Eigentlich stand auf unserer Reisebeschreibung, 1 DZ + 1EZ, was ich bei der Buchung schon abgelehnt hatte (Aimee schlaeft eh nicht allein in einem Zimmer), mir aber dann mitgeteilt wurde, dass es nicht anders geht. Ich wollte ja nicht kleinlich sein, aber wenigstens ein Zustellbett erwartete ich. Wurde auf Anfrage dann auch nachgeliefert. Gg. 19:30 Uhr gab es Abendessen und das war echt spitzenmaessig und ich glaube nicht nur aufgrund der Instantnoodles im Zug eine so enorme Steigerung, dass wir es spitzenmaessig empfanden. Angefangen mit einer Suppe, gab es zum Hauptgang Omul mit Tomaten und Kaese ueberbacken. Ueberall auch reichlich Knoblauch dran – aber jammi lecker. Aimee hat sich an die Butterkartoffeln gehalten und Fischi fand den dazu servierten Kaese-Mayo-Knoblauchsalat recht lecker. Zum Nachtisch wurde eine Art Buchteln mit heissen Pflaumen serviert ... und dann konnten wir uns in die Zimmer rollen. Noch ein ausgiebiges Bad, um endlich den Bahnstaub abzuspuelen und ab ins Bettchen.

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