Samstag, 21. Juni 2008

Beijing – Ulan Bator; Zug Nr. 3

Aufenthaltszeit Abfahrt
Beijing 7:45 Uhr
Zhanjiakou
10 min 11:03
Datong
24 min 13:51
Jining
6 min 16:03
Zhurie
2 min 18:32
Erlian 2:38 h 20:37

Dzamyn-Ude 1:40 h 23:40
Sam-Shanda 20 min 5:21
Choir 15 min 9:04
Ulan-Bator 30 min 13:20

Mittwochmorgen: Wir stehen 5:00 Uhr auf. Liu Di hat uns fuer 5:45 Uhr ein Taxi bestellt und geht sicherheitshalber mit dem Handy ins Bett, dass sie schnell noch eins ordern kann, falls kein Taxi vor der Tuer steht. Alles klappt. Als wir einsteigen, erzaehlt und der Fahrer etwas auf chinesisch und fuchtelt dabei mit seinem Schluesselbund herum. Fischi deutet das als Hinweis, ob wir alles dabei haben. Ich weiss nicht, was der wirklich will, nicke aber beflissentlich. Er faehrt los und wir freuen uns schon, dass er nicht die Autobahn nimmt, sondern einen kuerzeren Schleichweg. Vorher halten wir noch in einem Hinterhof, wo er den Schluessel abgibt, mit dem er vorher gestikulierte. Das ging relativ zuegig und wir haetten wahrscheinlich bis 6:15 Uhr am Bahnhof sein koennen. Er faehrt aber noch eine Extrarunde am 3. Ring (Wahrscheinlich hatte er das gleiche nochmal am 2. gemacht, wenn ich ihm nicht das Abbiegen angedeutet haette und verstaendlislos auf meine Karte geschaut haette. Dann noch eine Ehrenrunde im Sueden am BH vorbei – immerhin sehen wir dann noch die Stadtmauerreste aus der Ming-Zeit und sparen uns den Gang ueber die Bruecke von der anderen Strassenseite. Als er uns 6:30 Uhr dann ablaedt ist das mit 72 Yuan die teuerste Taxifahrt unseres Beijing-Aufenthaltes. Aber wenigstens waren wir da! Etwas aufgeregt, wie der Check-In wird und ob wir fuer unser ominoeses 2-er ticket zu dritt in den Zug kommen. Vorm Bahnhof stehen schon 2 Schlangen vor solchen Gepaeckbaendern, wie sie am Flughafen sind. Wir legen unsere Taschen drauf, die Dame wirft noch einen Blick in meine Handtasche und dann geht’s durchs Metalldetektor-Gate – alles tutti. Auf der Suche nach unserem Bahnsteig werden wir von einer netten Bahnbeamten in eine Art Wartesaal komplementiert, Stil Russische Mitropa mit Riesenkronleuchtern an der Decke. Im Laufe der Zeit kamen dort auch noch die Englaender/ Australier an, die ich schon vor der mongolischen Botschaft getroffen hatte (und wo ich eigentlich der Meinung war, dass die Sonntag fahren wollten – hatten wahrscheinlich aehnliche Ticketprobleme wie wir!). Ein tschechisch/ slovakisches Paerchen schleppte eine Familienpackung Bierdosen mit sich rum – die hatten wahrscheinlich eine lange Reise vor. Auf dem Bahnsteig draussen stand ein recht moderner chinesischer ICE und ich war schon fast enttaeuscht. Sollten die Chinesen es echt geschafft haben, die alte Transsib gegen einen modernen Zug auszutauschen? Nein. Ca. 6:55 Uhr fuhr ein schoener alter gruener Zug mit Diesellok ein. Im Zug standen schon die Zugbegleiter, die dann vor jedem Eingang rote Bruecken zum Bahnsteig legten und sich wie Zinnsoldaten daneben postierten. Als ich zum Foto mich neben den unsrigen Waggonbewacher stellte, hatte ich das Gefuehl, ich stehe neben einer Wachsfigur, so reglos war der Typ. Nachdem der Zug eingefahren war, kamen Haendler mit ihren Schubkarren mit Obst und Gemuese oder Instantnoodles und Getraenken drauf auf den Bahnsteig. Dann kamen die chinesischen/ mongolischen/ asiatischen Passanten angestuermt und draengelten an den Tueren mit den Waechtern. Als wir einstiegen, wurde unser Ticket direkt einbehalten und ich bereute schon, nicht noch ein Foto davon gemacht zu haben. Unser 1.-Klasse-Abteil Nr. 9/10 hatte 2 Betten uebereinander und einen Tisch mit einem Sessel daran. Zwischen je 2 Abteilen war eine Art Waschraum, mit Waschbecken und auch einer Dusche. Die Toilette war am Ende des Waggons fuer alle. Gegen 7:20 Uhr sassen alle im Zug und puenktlich 7:45 Uhr rollten wir los. Erstaunlicher Weise gab es sogar Bettwaesche und je 2 Lunch- und Dinner-Voucher kostenlos dazu. Endlich durfte Aimee auch das Geschenk auspacken, was Antje uns am Vortag mitgegeben hatte. Sie hatte schon den ganzen Dienstag kaum ihre Neugier zuegeln koennen und immer wieder in die Tuete gelunst und geraetselt, was da wohl drin sei. Sie meinte ein Hund, ich meinte ein Nilpferd. Aimee sollte recht behalten (gut gelunst!) – ein Plueschhund als Umhaengetasche und darin hatte die liebe Antje allerlei reisewichtigen Kleinkram gepackt: deutsche Kinderschokolade (die ueberlebte die ersten 3h Zugfahrt nicht), Gummibaerchen, eine kleine LED-Taschenlampe, Haarspangen und Haargummis und ein englisches Buch ueber Picky Nicky, die immer nur Nudeln essen wollte (wahrscheinlich in Anlehnung an unsere nudelverrueckte Aimee). Dankeschoen! Der Zug fuhr langsam durch das verkehrsgestaute Beijing, durch die Berge noerdlich der Stadt. Die Mauer haben wir leider nicht noch einmal gesehen, dafuer viele Tunnels passiert, wo es stockduster wurde. Die Berge und Gebirgsformationen wechselten von satt gruenen Huegeln , bewaldet, wie in der Naehe der Mauer zu steilen Felswaenden mit interessant grau-roetlicher Faerbung. Nach ca. 2h Fahrt wurde die Landschaft flacher und ab Datong meine ich, hatten wir die Steppe erreicht. Diese Landstriche waren menschen- und siedlungsleer. 2 Tueren neben uns wohnten Bob und Susan aus Sydney, mit denen wir uns kurz unterhielten. Zum Lunch gab es 2 Schuesseln Reis, 4 Teig-Fleisch-Klopse und Stangensellerie geduenstet. Das gleiche gab es dann noch einmal zum Dinner um ein paar Moehren angereichert und den Sellerie durch Chinakohl ersetzt. Dazu eine Dose chinesisches Bier fuer 0,50 EUR und 0,5l Wasser fuer 0,30 EUR und das Abendbrot war gerettet. Um 20:30 Uhr kamen wir in Erlian, der chinesischen Grenzstadt an. Die Grenzbeamten kamen durch den Zug, nahmen uns unsere Paesse und Departure cards ab und liessen uns eine mongolische Zollerklaerung ausfuellen. Der Zollbeamte kontrollierte Fischis Tasche – keine Beanstandung. Da wir hier 2,5h Aufenthalt haben sollten, dachte ich mit Aimee nochmal eine Runde uebern Bahnhof zu laufen, etwas frische Luft zu tanken, im Duty free Shop fuer die letzten Yuan Keksnachschub zu kaufen, auf das wir dann besser auf den harten Pritschen schlafen koennen. Als wir gg. 21:15 Uhr wieder raus wollten, war der Bahnhof abgesperrt und der Zug mit unserem Papa weg. Zum Glueck sassen noch andere Langnasen rum, so dass ich mir nicht ganz so verlassen vorkam. Da waren auch wieder die Franzosen von der mongolischen Botschaft und 2 Deutsche aus Dresden, offensichtlich die einzigen Landsleute neben uns. Gg. 22:30 Uhr konnten wir dann endlich wieder einsteigen. Hundemuede legten wir Aimee ins Bett, die sofort einschlief. Fischi hatte in der Zwischen­zeit miterlebt, wie die Waggons auf das neue Fahrwerk gepackt werden, da das Spursystem ab der Mongolei anders ist als in China: (Fischis Erfahrungsbericht)

“ Kaum waren die beiden verschwunden (ca. 10 Minuten später ) fuhr der Zug einfach los. Tja , was geht jetzt ab ? Langsam fuhr der Zug aus dem Bahnhof raus. Er steuerte auf eine große Halle zu und fuhr auch hinein. In der Halle wurden alle Anhänger geräuschvoll und per Signal der Eisenbahn die jetzt auch am anderen Ende hing, abgekuppelt. Die Waggons standen einzeln zwischen vier Maschinen. Vier Eisenbahnarbeiter standen jeweils an einem Wagon. Ein Mann mit Hammer löste irgend einen dicken Splint unter dem Wagen. Danach wurden die Maschinen unter dem Wagen ausgeklappt und der Waggon langsam angehoben. Die Hebung dauerte etwa 5 Minuten und schon waren die Räder ohne Oberteil. Neben den Schienen lief ein Drahtseil lang das die alten Räder abtransportierte und die Neuen gleich heranbrachte. Die Räder in die richtige Position gebracht, Wagen heruntergelassen, Splint wieder rein, fertig ist der neue Unterbau. Jetzt noch mehrmals kontrollieren und alles wieder zusammenrangieren und zurück geht’s in den Bahnhof . Das dauerte ca. anderthalb Stunden. Beim Einfahren in den Bahnhof war dieser menschleer, nur in der Bahnhofshalle stand hinter den Fenstern die wartende Menschenmenge. Darunter wohl auch Anke und Aimee.“

Der Zug ist wieder abgeriegelt und 3 dicke Milizionaere stehen vor jedem Eingang waehrend die Grenzbeamte uns unsere Paesse zurueck gibt. Ziemlich muede krabble auch ich nach oben und lege mich entgegengesetzt zu Aimee aufs Bett. Ich liege weit aussen und wenig entspannt. Es ist ziemlich heiss da oben, aber irgendwie falle ich in den Schlaf. 1h spaeter wird wieder volle Beleuchtung eingeschaltet und ich richte mich schlaftaumelig auf (oben hat man mehr von der neonbeleuchtung als unten!). Wir sind auf mongolischer Seite in Dzamyn-Ude angekommen und duerfen wieder unsere Paesse abgeben. Aimee schlaeft zum Glueck trotz voller Beleuchtung weiter. Fischi ist hellwach. Nach ca. 30 min haben wir auch das hinter uns und koennen endlich weiterschlafen. Da es hier in der noerdlichen Hemisphaere recht frueh hell wird, ist die Nacht recht kurz. Gg. 8:00 Uhr haben wir gefruehstueckt: Nougatbits mit Milch fuer Aimee, leckeres Nussbrot mit Philadelphia und schwarzen Tee fuer die Grossen. Den Tee kann man sich gut am waggoneigenen Samowar aufbruehen. Genauso, wie die obligatorischen Instantnoodles, die es dann am 2. Tag mittags gibt. Wir befanden uns immer noch in eintoenig-vegetationsarmer Steppe. Der umherfliegende Staub hatte Fensterbretter, uns und alles andere mit einer grauen Patina belegt. Der Zug war in Erlian nicht nur auf neue Raeder gekommen, sondern auch numerisch von 1 bis 10 sortiert worden. Wir hielten haeufiger, als es im Fahrplan vorgesehen war und hatten bis zur Ankunft in Ulan-Bator 1h Verspaetung. Der Fischer hatte sich nach unserem ueppigen Instandnoodlesmittagsmahl noch einmal hingelegt und wollte sich, als er 13:00 durch meine Aufraeumaktion wach wurde, mal ordentlich ausstrecken. Dabei geriet seine linke Hand in den ueber dem Fenster befindlichen Ventilator und Zeige und Mittelfinger wurden angeschreddert. Ihm wurde ganz schwummerig vor den Augen und er legte sich gleich nochmal hin. Hab ihn dann mit Traumaplant und Pflaster verarztet und dann konnte er auch seine Tasche wieder tragen, als wir gg. 14:20 Uhr in Ulan-Bator ausstiegen.

Da stand dann auch schon eine Frau im gruenen Kleiid, mit blauem Basecap und einem Schild ’Mrs. Dietrich’ in der Hand und empfing uns mit perfektem Deutsch. Na wenn das keine Super-Ankunft ist!! Sula hatte 1989-96 in Leipzig Germanistik studiert. Auf der Fahrt in die Stadt erzaehlte sie von ihrer 7-jaehrigen Tochter und ob sie die mitnehmen sollte, dann haette Aimee jemanden zum spielen – na klar! Also sind wir mit Sula in ihre Wohnsiedlung gefahren, in der, wie sie erzaehlte vor 40 Jahren Aufbauhelfer aus der DDR gewohnt haben, die das hiesige Fleischkombinat und eine Teppichfabrik aufgebaut haben. Sula holte schnell ihre Tasche von oben und Huslen, ihre Tochter vom Spielplatz und rief ihrer Mutter noch ein paar Worte zu und dann ging es schon stadtauswaerts mit unserem Minibus. Vorbei an dem grossen Platz mit Tschingis Khan und einem anderen wichtigen Politiker, dessen Name mir leider wieder entfallen ist, am Denkmal, das zu Ehren der ersten Flugzeuglandung auf mongolischem Boden errichtet wurde, der Russisch-Orthodoxen Kirche und dann sahen wir auch schon die ersten Felsen der Mongolischen Schweiz. Der Strassenzustand ist katastrophal und war zu tiefsten DDR-Zeiten nie so schlecht. Der Fahrer umschifft zuegig und gekonnt die Schlagloecher und bremst rechtzeitig, wenn trotz aller Verkehrshindernisse auch noch ‚Toppes’ eingebaut sind. Der Smog der Stadt weicht langsam der Weite und Klarheit der Steppe. Wir passieren eine Bergbaustadt, in der Steinkohle gefoerdert wird und wo ein Kohlekraftwerk steht, dass die Stomversorgung der Hauptstadt sichert. Drei Friedhoefe liegen links am Berg. Sula erklaert, dass diese Form der Bestattung erst von den Russen eingefuehrt wurde, die Nomaden haben ihre Toten der Natur und den Asfressern ueberlassen. Die Friedhoefe sind jeweils fuer 3 unterschiedliche Kulturkreise, einmal die Muslime, die Familiengruften bauen und in den Gemaeuern ihre gesamte Familie bestatten, die Tataren, die einen Steinhaufen ueber dem Toten anhaeufen und die Russen, die Erdbestattung, wie wir machen. Die Russen haben auch vor 80 Jahren das kyrillische Alphabet in die Mongolei gebracht, weil die Schriften, die es zuvor gab zu schwer fuer die Allgemeinheit waren. Wie mir scheint, haelt man viel auf die Russen, die das Land nach wie vor ein bisschen mitregieren. Dann beginnt der Terelji Nationalpark, der durchsetzt von Jurtencamps fuer Touristen ist. Wir halten vor einem, wo Betondinosaurier das eingezaeunte Gelaende zieren. Ein Stueck weiter ist der Schildkroetenfelsen, eine Steinformation, die einer Schildkroete aehnelt. Davor gibt es einfache Verkaufsbuden, die aus Speckstein geschnitzte Anhaenger des chin. Horoskopes anbieten. Einer vermietet sein Pferd. Sula erklaert uns, dass ein Foto mit einem Nomaden 5,-USD kostet (ganz schoen happig fuer ein Land, wo die Besserverdiener mit ca. 400 USD nach Hause geht!). Wir sind dann auch nicht bis zum Felsen selber hingelaufen (haette wahrscheinlich auch noch einmal Eintritt gekostet, sondern haben nur ein Foto von der ’Schildkroete’ gemacht und sind dann weiter. Wir hatten kurz ueberlegt, zum Camp zu laufen, aber Sula verspach uns, dass es rund ums Camp auch noch genuegend Gelegenheiten zum Wandern gibt. Dann ging es erst mal links von der holprigen Strasse ab ins Gelaende, ueber die Steppe zu unserem Camp. Links lag ein Golfplatz mit kuenstlichen Gruenflaechen in koreanischer Hand – ein etwas grotesker Anblick in dieser Gegend. Sula meinte nur, dass alle hoffen, dass die Koreaner nicht auch noch einen fetten Hotelkomplex da hin bauen. Am Ende des Tals liegt das Jurtencamp von Tsolmon Travel. Die Inhaber der Reiseagentur hatten eine Generation vor Sula in Leipzig studiert. Es sind ca. 20 Jurten, eine Glasjurte, in der gerade Waesche zum trocknen haengt, eine Holzjurte, in der wir essen und an der eine Kueche dran ist und eine WC-/ Dusche-Jurte in der wir unsere Notdurft verrichten koennen. Die Duschen funktionieren gerade nicht wegen Stromausfall. Schade auch, ich haette mir gerne mal den Zugdreck vom Leib gespuelt. Wir haben noch 2h Zeit bis es 18:30 Uhr Abendbrot gibt. Fischi klettert auf den hoechsten Felsen im Hintergrund, ich gehe auf den kleineren gegenueber am Eingang des Camps. Aimee spielt mit Huslen. Die beiden kommen sofort super miteinander aus und auch wenn es keine gemeinsame Sprache gibt, verstehen sie sich irgendwie. Zum Abendbrot gibt es Kartoffelsalat mit Mayo und gut Knoblauch als Vorspeise, Hauptgang sind 2 geduenstet Ravioli, 3 gebratene Teigtaschen mit je einer Fleischfuellung drin und Krautsalat. Als Nachtisch gibt es einen Joghurt. Ayrak, die Stutenmilch gibt es leider derzeit nicht, weil im Fruehling die Fohlen der Pferde alle Milch brauchen. Fischi ist erleichtert. Am Vortag war noch eine 40-Mann-Gruppe da und jetzt haben wir das Camp ganz fuer uns allein. Welch eine Stille, kein Geraeusch stoert das Vogelgezwitscher, das Hundegebell oder das Gemecker der Ziegen, die frei vorueber ziehen. Der Kuckuck ruft irgendwo. Ganz eigenartig, unsere laermgewoehnten Ohren verspueren ein regelrechtes Vakuum und saugen jedes Geraeusch ein. Sula und Huslen wohnen im 3-er Zelt, pardon Jurte neben uns. Wir haben 4 Betten drin stehen. Trotz eingaenglicher Warnung ob der niedrigen Tueren, stossen wir ’Grossen’ uns mehrfach die Koepfe am Tuersturz – eine schmerzhafte Lektion. Nach dem Abendbrot schleppen die Maedchen Feuerholz in unsere Jurte, denn abends wird es doch recht frisch in der Steppe. Waehrend Fischi mit grosser Leidenschaft anfeuert, spielen die Maedchen mit Sula Mensch-Aerger dich nicht. Dann ist es auch schon 21:00 Uhr und Zeit zum Schlafengehen. Wir sind es gar nicht mehr gewoehnt, dass es so lange hell ist. Aimee wird im Eimer gewaschen, mit heissem Wasser aus Thermoskannen, die man uns in der Kueche abgefuellt hat. In der Jurte kann man jetzt fast Sauna machen, so gut hat Fischi angeschuert. Wir schlafen gut und tief. Gegen 3:00 Uhr morgens kriecht Aimee zu Fischi ins Bett, ihr ist kalt. Auch ich wickle mir meinen Paschminaschal um die Huefte. Gg. 5:00 ist es wieder hell und Fischi legt noch einmal Holz nach. So ist es angenehm warm, als ich 7:30 Uhr aufstehe. Ich suche mir etwas abseits einen Platz zum Yoga machen – eine ideale Umgebung fuer Meditation. Ein Pferdegespann faehrt beim Campleiter – der Quoten-Nomadenfamilie mit Mercedes vor der Jurte vor. Fischi und Aimee schlafen noch immer, als ich 8:15 zurueck komme. 8:30 Uhr gibt es Fruehstueck. Eine Milchreissuppe, die trotz der verheissungsvollen Ankuendigung von Sula den Kindern doch nicht soooo schmeckt, frisch gebackenes Weissbrot mit Margarine und jeder bekommt eine Ecke Schmelzkaese. Die Marmelade reicht gerademal fuer ein Brot und Nachschlag gibt es nicht. Pech fuer die, die nach einer 40-Mann-Gruppe anreisen. Unser Fahrer muss etwas auf uns warten, denn wir geniessen die Ruhe und Gemuetlichkeit hier im Camp. Sula ist eine angenehmen Begleiterin und wir tauschen alte sozialistische Brudergemeinsamkeiten aus. Sie erzaehlt uns, dass sie die Vorzeigestudentin schlechthin ist. Pro Jahr wurden nur 30 Studenten aus der ganzen Mongolei nach Deutschland zum Studium geschickt. Sie musste eine Aufnahmepruefung bestehen und viel lernen dafuer. Als sie 1989 nach Leipzig kamen, fanden dort gerade die Montagsdemos und die Wende statt. In der Mongolei kam das etwas spaeter. In Leipzig hat sie auch ihren Mongolisch-Russischen Mann kennengelernt. 1996 kam sie als erste ihrer Gruppe nach Ulan-Bator zurueck. Ihren ersten Job hatte sie bei einem Tacis EU-Projekt als Dolmetscherin. Spaeter arbeitete sie fuer die GTZ und nun hat sie sich eine Aus-Zeit genommen und arbeitet als Reisebegleitung fuer deutsche Touristen – ein Geschaeft, was nur im Sommer laeuft. Um 10 packen wir unsere Sachen und fahren wieder in die Hauptstadt. Am Wegesrand stehen Murmeltiere oder mongolische Wiesel und recken neugierig ihren Kopf in die Hoehe – gar nicht aengstlich ob unseres doch recht grossen Gefaehrts. Ulan-Bator beherbergt mit 1,3Mio Einwohnern die Haelfte der gesamten mongolischen Bevoelkerung. Mir gefaellt die Stadt nicht. Wir fahren zum grossen Platz, der leider wegen der Abschlussveranstaltung der Militaerakademie gesperrt ist. Sula erzaehlt uns, dass der Militaerdienst in der Mongolei fuer jeden Pflicht ist und es hohe Strafen gibt, wenn man sich davor drueckt. Ihr Mann hat als er mit 27 Jahren noch eingezogen werden sollte, dass letzte Jahr, in dem man noch einberufen werden kann , eine Strafe von ca. 70 EUR gezahlt, um dem zu entgehen. Diese Strafen potenzieren sich, je juenger der Verweigerer ist. Weiter geht es zum Gandan Kloster, was im Norden der Stadt ist. Recht bescheiden mutet das tibetisch-buddistische Kloster, was hier 1838 erbaut wurde an – so im Vergleich zu den Kloestern und Tempeln in China. Allerdings wurde es ja auch in den 40er Jahren von den Kommunisten zerstoert. Wir pilgern ueber das Gelaende, beobachten Nomadenfrauen mit dicken Seidenmaenteln und den schwarzen Lederstiefeln bekleidet. Aimee und Huslen bekommen ein Paeckchen Koerner zum Taubenfuettern. Sula warnt uns vor Taschendieben ... aber bei uns gibt es ja nicht viel zu klauen! Bald brechen wir auf, um 12:00 Uhr, knapp 2h vor Zugabfahrt auf dem Bahnhof zu sein und einzuchecken. Das geht hier recht unspektakulaer, reingehen, hinsetzen und warten, bis der Zug einfaehrt ... dann nur noch den Damen vom Waggon die Tickets abgeben und einsteigen - fertig.

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