Sonntagmorgen 8:20 Uhr waren wir die ersten im Speiseraum unseres Chalets in Listwjanka, denn 9:00 ging unser Privattaxi nach Olchon. Das Vorzeigestaedtchen an der Angara-Muendung des Baikalsees ist gut erschlossen und touristisch auf bestem Niveau. Da gibt es neben Hotels, Restaurants, der Hafenpromenade nicht nur nette Chalets, sondern auch sonst ein Menge fuer Touristen geboten. Leider haben wir zu wenig Zeit, das alles auszuchecken ... wir wollen ja in die Urtuemlichkeit und Wildnis des Baikalsees eintauchen und auf die groesste Insel des Sees fahren - Olchon. Diesmal ist Alexey unser Fahrer. Ein angenehmer Zeitgenosse, unser Alter, mit zu vielen Goldzaehnen im Mund. Wir hatten eine angeregte Unterhaltung, ueber seinen Job als Fahrer und dass er mal Flugzeug¬mechaniker gelernt hatte, ueber die Jawa, die er mit 18 gefahren ist und selber geschraubt hat, ueber die Familie, ueber die super ausgebaute Strasse und dass die auf Olchon mind. so schlimm wie in der Mongolei ist und ueber Autos (er fuhr uns in einem Rechtslenker Toyota, den er fuer 10.000 EUR von Wladiwostok geholt hatte). In Sibirien sind bestimmt 50% aller Fahrzeuge Rechtslenker, gebrauchte Japaner halt. 13:00 Uhr waren wir an der Faehre, die erst 14:00 Uhr wieder rueber kam, um uns mitzunehmen. Wir haetten Alexey gern nach Hause geschickt an diesem Sonntagnachmittag, aber er meinte, Chef hat gesagt, er muesse warten und uns ’uebergeben’ an seinen Olchon-Kollegen. Als die Faehre ankommt uebernimmt uns Sergej – der schnellste Lada-Fahrer von Olchon! Wir fragen, ob er noch Dijego mitnehmen kann, einen Brasilianer, der mit uns am Faehranleger gewartet hat und noch nicht weiss, wie er zu Nikita kommt. Fuer 200 Rubel ist auch das moeglich. Geht zwar der Kofferraum nicht mehr zu, wegen Diegos Rucksack, der da noch obendrauf kommt, aber Sergej deckt alles mit einer alten Decke ab und ist zuversichtlich. Er hatte sich glaube ich zum Ziel gesetzt, mind. 20 min vor den anderen am Ziel zu sein - wie gesagt, der Schnellste von Olchon! Er warf eine typisch russische Musik aus den 80ern ein, schoen laut und dann ging es los mit dem roten Lada ueber die Olchoner Steppe - die Strasse war viel zu schlecht! Wir kamen uns vor wie die Leningrad-Cowboys im ueber die Huegel und Fahrtrinnen hupfenden Auto. Auf mein Anfragen, ob er sicher ist, dass wir alle Gepaeckstuecke mit ans Ziel bringen, hielt er extra fuer mich einmal an und rueckte die Decke wieder zurecht - alles noch an Bord. Sergej erzaehlte von dem Flughafen, den Olchon noch bis vor ca. 10 Jahren hatte, als der Handel mit dem Omul noch flurierte, von der Elektrizitaet, die erst vor 2 Jahren auf dei Insel kam und den guten alten Autos (wie seinen Lada). Bei Nikita angekommen, nehmen wir erst einmal auf den Baenken der Veranda vor der Rezeption und dem Speisesaal platz. Wir werden von Olga empfangen und ich darf mir 2 Zimmer anschauen, wovon wir eins beziehen duerfen. Eins direkt im vorderen Bereich, die Toilette befindet sich auf dem Gang und ist mit anderen zu teilen, das andere im hinteren Bereich ueber der kostenpflichtigen Banja mit eigener, innen liegenden Toilette und Blick fast auf den See, zumindest aber an das gegenueberliegende Ufer. Ich entscheide mich fuer letzteres. Die Inspektion des Zimmers ergibt, dass die Campingtoilette, die da steht eine 3/4 Kniebeuge erfordert, um darauf Platz zu nehmen ... von dem Geruch, den sie verbreitet ganz zu schweigen. Da hilft auch der Vorhang, der davor ist wenig. Das Waschbecken ist in einen Waschschrank eingelassen, wo ein Eimer drunter steht, der das Abwasser auffaengt. Darueber befindet sich ein Behaelter, aus dem man sich Wasser ueber die Haende laufen lassen kann, indem man eine Art Ventil nach oben haelt - sehr interessant! Ich ziehe es vor, meine Hande einfach in der Schoepfkelle zu waschen, mit der ich mir Wasser aus dem Eimer, der daneben steht schoepfe. Fuers Duschen bzw. fuer die 'grosse Waesche' kann man sich in einer Liste in der kostenlosen Banja eintragen, die schon reichlich gefuellt ist und wo ich fuer den 2. Tag auch nur 20 min fuer uns 3 reservieren kann (da braucht man mit der Sauna gar nicht erst anfangen!). An dem Abend laufen wir noch einmal zur Schamanka, die an unserem 'Hinterausgang' nach etwa 600m erreicht ist und freuen uns auf das Abenbrot. Es gibt ... keine Ahnung mehr, irgendetwas mit Fisch, nicht ganz so schmackhaft und ueppig, wie das in Listwjanka, aber okay. Das Essen und die ganze community erinnert schon sehr an Ferienlagerzeiten. Wir treffen bei fast jedem Essen in dieser Woche mit Rosa-Marie und Peter zusammen und teilen dann auch freudig berichtend den Tisch mit ihnen. Die beiden sind aus der Naehe von Zuerich/ Schweiz und den ganzen weiten bis zum Baikalsee mit der Bahn gekommen. Sie sind Mitte/ Ende 40 und schwer begeistert von ihrem Abenteuer. Fischi meint ja, ihm reichen schon die 2,5 tage, die wir mit dieser Bahn unterwegs waren. Rosa-Marie und Peter erzaehlen ganz stolz, wie sie ihre Billets erstanden haben und wie guenstig die waren und dass das groesste und imposanteste Abenteuer das Grossraumabteil mit 20 anderen war, wo dann um Mitternacht eine Flasche Wodka anlaesslich des 60. Geburtstags ein russischen Mitreisenden rumging. Und sie meinen auch, dass man schon im Training bleiben muss, wenn man auch in diesem Alter noch mit Rucksack und low budget unterwegs sein will. Viele wollen das ja dann nicht mehr und koennen ihre Ansprueche auch nicht so weit runterschrauben. Wie recht!
Am Montag lassen wir es ruhig angehen. Wir schauen uns die 'Exkursionsangebote' am schwarzen oder besser gelben Brett in unserem Lager an und ueberlegen, in welches der Angebote wir unsere Rubel investieren. Wir checken, ob wir vielleicht 3 Fahrraeder ausleihen und ein Stueck fahrend die Insel erkunden koennen. Fischi hat in dem Kinderspielzimmer, was es gibt, wo aber ein aehnlich kinderunfreundliches Chaos herrscht wie auf dem Outdoor-Spielplatz, ein kleines Fahrrad entdeckt, bei dem das hintere Radlager defekt ist. Fahrradschrauber, der er ist, meint er natuerlich, das reparieren zu koennen. Er schafft es dann auch die erforderlichen Werkzeuge zu beschaffen, nachdem der russische Akkordeon-Opa meine Frage nach einem 'Kljutsch dlja Velosipjed' entnervt beantwortet mit "ich moege doch englisch mit ihm reden!" und mir doch keinen an Land bringt. Fischi hat auch direkt ein defektes Klappfahrrad auf dem Hof (wo so allerlei rumsteht) entdeckt, von dem er meint, das Hinterrad fuer das Kinderrad ausbauen zu koennen ... aber Fehlanzeige. Das Kinderrad ist einfach Schrott und das Hinterrad nicht ausbau- und ersetzbar!!! Also Wandern wir wieder an den Strand und in hohem Bogen um das Dorf herum und wieder ins Lager. Wir sehen noch die beiden Schweizer, die versuchen im See baden zu gehen und Fischi meint ganz erhaben, 'Der Peter kommt da nie rein! Muss ich dem wohl mal zeigen, wie man das macht!'. Immerhin ist Peter, als wir ihn sehen schon bis zum Oberschenkel drin. Als Fischi reisteigt gibt er nachdem das Wasser die Knie ueberspuelt hat japsend auf und meint seine Fuesse schon gar nicht mehr zu spueren! Soviel zum Baden im Baikalsee!! Wir registrieren uns fuer Dienstag fuer eine Bootstour zum Festland-Ufer, wo es eine Wanderung zu einer heiligen Quelle gibt (Kosten: 700 Rubel/ Nase ca. 70 EUR) und Mittwoch fuer eine kombinierte Exkursion: per Boot an das Nordkap von Olchon (Kap Chaboy) und retour mit dem Taxi ueber Land (Kosten 800Rubel/ Nase ca. 80 EUR - Aimee zahlt jeweils 50%, also halbe Nase). Abends sitzen wir wieder mit den Schweizern an einem Tisch und Peter erzaehlt stolz, dass er das Geheimnis des Baikalsee-Schwimmens gelueftet habe: man muss einfach reinrennen, kurz und schmerzlos. Dass man genauso schnell wieder rausrennt ist dabei unerheblich, aber anders kommt man nicht rein! Die Beweisfotos haben wir nie gesehen, aber glauben wir es ihm mal ;o))
Dienstag: Wir stehen gemuetlich gg. 8:00 Uhr auf. Im Gegensatz zu Australien, wo es
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